ENHEDUANNA

Harps from a world apart made by Norbert Maier

König Sargon I. war der Herrscher von Akkad und Sumer zur Zeit um 2.350 vor Christus. Er setzte seine Tochter ein als Priesterin im Inanna-Tempel von Ur. Ihr Name: EN.HEDU.ANNA – eigentlich war es kein Name – der ist nicht bekannt, sondern ein Titel: „Hohepriesterin, Zierde des Himmelsgottes AN“ – ein Titel, der noch fünf Jahrhunderte später nachweisbar ist. Von ihr stammen die in Keilschrift überlieferten und auf uns gekommenen Anrufungen und Gebete an die Göttin Inanna. Sie ist die erste historisch bekannte Dichterin. Eine ihrer Anrufungen an die Göttin findet sich hier. In ihrem „giparu“, dem heiligen Tempelbezirk von Ur, wurde eine Tonscheibe ausgegraben, die Enheduanna auf einem Relief zeigt. Auf der Rückseite ist folgende Inschrift zu lesen:

Enheduanna
die zirru des Nanna
die Braut des Nanna
Tochter des Sargon
Königs von Kisch
errichtete diesen Altar 
im Tempel der Inanna von Ur 
und gab ihm den Namen 
'Der gestufte Opfertisch des Himmels'(1)

Eines Tages fand ich dieses Bild der englischen Malerin Marja Lee-Kruyt: „Die Harfenspielerin und ihr Engel“. Ich bekam die Erlaubnis, diese aus ihrer Phantasie gezeichnete Harfe nachzubauen mit genau den gleichen harmonischen Proportionen wie auf der Illustration.

copyright: Marja Lee-Kruyt

Mein Handwerksfreund und Bildhauer Filip Moroder Doss aus Italien hat die Aufgabe übernommen, die Skulptur zu modeln. Ausgangsmaterial war ein uralter Holzstamm aus Apfelholz.

So entstand in meiner Imagination das Bild der sumerischen Priesterin EN.HEDU.ANNA in meditativer Hingabe. Jeder Lichteinfall aus einer anderen Richtung bringt verschiedene Ausdrucksweisen der Figur zur Erscheinung.

Die Resonanzdecke ist aus feinstem Fichtentonholz; der Resonanzkörper aus Kirschholz.

Hier ist sie in voller Schönheit und Magie – und der Klang ihrer 32 Saiten bewegt jede Seele:

(1) Quelle: Raoul Schrott: „Die Erfindung der Poesie – Gedichte aus den ersten viertausend Jahren“, Eichborn Verlag, 1998