Wer kennt ihn nicht, den Herrn Professor für altenglische Sprache, John Ronald Reuel Tolkien?
Wer kennt ihn nicht, den Schöpfer von Welten wie Mittelerde, Rohan, Gondor und Mordor; den Schöpfer von literarischen Figuren wie Bilbo, Frodo und Sam, Gandalf, Sauron und seinen Orks, Tom Bombadil, den Elben und den Zwergen . . . ; den Schöpfer von Sprachen wie Quenya, Sindarin und Khuzdul, der wilden Sprache der Orks und die an das Angelsächsische angelehnte Sprache von Rohan . . .
Unzählige Künstler und Handwerker, Musiker und Wissenschaftler, Freunde der Geographie und alter Sprachen wurden von Tolkien inspiriert zu eigenen großartigen Werken.
Ich habe den „Herr der Ringe“ vor nun schon 40 Jahren zum ersten Mal in die Hand bekommen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich ihn gelesen habe in all den Jahren. Jedesmal war es wieder ein großes Abenteuer. Ebenso wie die Geschichten aus dem „Silmarillion“ und dem „Ersten Zeitalter der Welt“ als die Elben noch jung, magisch und mächtig waren.
Wie groß der Einfluß war, den Tolkiens Sagenschatz, die Geschichten von den Ringen und den Palantiri, sowie die Poesie und die Musik aus Mittelerde bei meinem Harfenbau ausgeübt hat, kann ich selbst eigentlich nicht richtig erfassen und beschreiben. Man erfährt vermutlich mehr über meine tiefe Verbundenheit mit Tolkiens Werk, wenn man meinen Essay liest über die Harfe in Mittelerde.
Wie auch immer, so wie die Inspirationen von Virgil England beim Harfenbau eher in den Wagemut und in die Freiheit des künstlerischen Schaffens eingeflossen sind, ist es bei J.R.R. Tolkiens Werk eher die Hinwendung zu vielfältigen magischen Harfenklängen.
Aus diesem Grunde möchte ich hier nur einen kurzen originalen Textausschnitt (eine meiner Lieblings-Passagen) wiedergeben aus dem „Herr der Ringe“, Kapitel: „Der König der Goldenen Halle“. Es ist jene Szene, da Gandalf und seine Gefährten Aragorn, Legolas und Gimli nach Edoras zu König Theoden reiten:
Da begann er (gemeint ist Aragorn) leise zu singen in einer dem Elb und dem Zwerg unbekannten getragenen Sprache; indes lauschten sie aufmerksam, denn sie war sehr melodisch. „Das, nehme ich an, ist die Sprache der Rohirrim“, sagte Legolas. „Denn sie ist wie dieses Land: teils weich und wogend, und dann wieder hart und streng wie das Gebirge. Aber ich kann nicht erraten, was das Lied bedeutet, nur dass es erfüllt ist von der Traurigkeit sterblicher Menschen.“
„So lautet es in der Gemeinsamen Sprache“, sagte Aragorn, “ so wortgetreu, wie ich es übersetzen kann:
Wo sind Reiter und Roß und das Horn, das weithin hallende?
Wo sind Harnisch und Helm und das Haar, das glänzend wallende?
Wo ist die Hand an der Harfe? Wo ist das lodernde Feuer?
Wo nun Frühling und Herbst und voll reifen Korns die Scheuer?
Lang vergangen wie Regen im Wald und Wind in den Ästen;
Im Schatten hinter den Bergen versanken die Tage im Westen.
Wer wird den Rauch des toten Holzes sammeln gehen
Oder die flutenden Jahre vom Meer wiederkehren sehen? . . . "
. . . Mit diesen Worten ritten die Reisenden an den stillen Hügelgräbern vorbei. (1)
Zu diesem Bild hören wir nun ganz innerlich und intim eine Musik und stellen uns dazu eine Harfe vor – wie sie wohl geklungen haben mag – und lassen sie dann Wirklichkeit werden. Erst dann haben wir eine „Harfe aus Mittelerde“, wie zum Beispiel die diese:
Und hier: eine richtige echte Zwergenharfe –
geflammte Birke mit handgeschmiedeter Rose von Willibert Maier (1931 -2007) aus Eisen und Kupfer:
***
Zum Abschluß noch etwas „Nichtalltägliches“ aus Mittelerde:
Ein etwas ungewöhnliches (oder seltsames) Buch: „Der Herr der Ringe“ in Vietnam (2)
„Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht . . .“ diesen Spruch könnte man auch auf Vietnamesisch lernen:
Und hier der Band 1 der isländischen Ausgabe. Wenn man des Buch aufschlägt, glaubt man, eine altisländische Saga erscheine vor einem. (3)
Für alle Freunde der alten Sprachen: das Gedicht über die Ringe auf Isländisch:
Anmerkungen und Quellen:
(1) J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe, Klett-Cotta Stuttgart 1984, Übersetzung aus dem Englischen: Margaret Carroux !!
(2) J.R.R. Tolkien: Chúa Te Nhung Chiec Nhan, Cong ty Van hóa & Truyen thong Nha Nam, 2013
(3) J.R.R. Tolkien: Hringadróttinssaga, Fjölvaútgáfan, Reykjavik, 2001