Über meine Werkzeuge – 3

Alles fängt mit einer Idee an.

Dann kommt die Zeichnung. Das erste, was man dazu benötigt, ist ein Zeichenstift.

Dieser muß, genau so wie alle anderen Werkzeuge verläßlich über viele Jahre funktionieren, leicht im Gebrauch und Gewicht sein, und soll ein gutes modernes Design haben.

Grundsätzlich: ein jedwedes Werkzeug – und sei es „nur“ der einfachste Bleistift – muss auch „schön“ sein. Daran erkennt man den Spirit dessen, der es erschaffen hat!

Deshalb kommt für mich als Musikinstrumentenbauer und Ingenieur nur dieser Stift in Frage:

Dann benötigt man natürlich eine Unterlage zum Zeichnen, am besten ein Zeichenbrett oder eine Zeichenmaschine.

Neben der großen Zeichenmaschine (von der Firma Kuhlmann) für DIN-A0 Formate samt integrierter Beleuchtung habe ich dieses „Reißbrett“ in der Werkstatt. Diese Zeichenmaschine – maximal für DIN-A1 Formate – habe ich aus passenden Altteilen selbst gebaut. Die Bodensäule ist ein umfunktionierter überschwerer Ständer einer Säulenbohrmaschine. Die Schwenkeinrichtung hinter der Zeichenplatte ist ein Eigenbau aus Aluminium und Messing. Die Zeichenunterlage als solche ist eine dünne Stahlplatte (blau lackiert) damit die Magnete daran haften bleiben. Der Zeichenmechanismus (das Gelenk-Parallelogramm) ist von einer uralten Zeichenplatte übernommen, den ich so umgearbeitet habe, damit er für diese Zwecke passt – z. B. mit dem Gegengewicht aus Kupfer oben.

Und das Highlight meiner „Konstruktions-Abteilung“ ist das „transportable“ Zeichenbrett der Firma REISS. Ein Zeichen-Reisekoffer für Ingenieure, stammend noch aus einer Computer- und handy-freien Zeit, die nie mehr kommen wird:

So sieht das gute Ding von außen aus.
Beim Öffnen sieht man schon, dass hier ein technisches Wunderding verborgen ist.
So sieht es im „gesicherten“ Zustand aus, damit während der Reise nichts beschädigt wird.
Nach Entsperren, Hochklappen der Zeichenplatte und Einsetzen der Lineale kann begonnen werden. Oben der analoge Rechenschieber von Faber-Castell, der Novo-Duplex 2/83N, das Flaggschiff aller Rechenschieber. (Anmerkung: In der Zeichnung sieht man zwei verschiedene Methoden, eine „Astroide“ zu konstruieren – eine spezielle Form der Hypozykloiden-Kurven).

Immer und überall einsatzbereit.

Dieses Gerät ist idealer als jeder Computer mit Spezial-CAD-Programmen; denn der kann abstürzen, der Speicher verlorengehen, und ohne Strom geht überhaupt nichts mehr. Außerdem neigen (leider viele) Computer-User zu einer bestimmten (armseligen) Art von Computer-Standart-Vorstellungsleben.

Mit dem „altertümlichen“ Zeichenbrett kann man überhaupt nur arbeiten, wenn man tatsächlich ein gut ausgebildetes räumliches Vorstellungsvermögen hat, über ein folgerichtiges mathematisch-geometrisches Denken verfügt und so was eigen nennen kann wie Freude am schöpferischen Schaffen und eine Erfindungsgabe hat samt Kreativität. Solche Qualitäten können am elektronischen Bildschirm niemals in ihrer ganzen Fülle verwirklicht werden.

Ich pflege die alte Art des Zeichnens, weil ich denken will wie ich denken will, und ich mir nicht die Art des Denkens von der Maschine aufzwingen lassen will.

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