Die Ideen-Welt des Harfenbauers

Eine Frage, die manchmal an mich gestellt wird:
Wie kommst du zu solch ausgefallenen Ideen und Skulpturen und Formen deiner Harfen?


Es ist ein Schöpfungsprozess, der ein ganzes Leben fordert. Immer wieder bin ich in den Tiroler Bergen auf einsamer Wanderschaft: Ich sitze manchmal auf einem grünen Felsvorsprung: vor mir die weiten Wälder und Täler im Westen.


Und bei der Kontemplation der Natur kann ich das Miterleben der Jahreszeiten empfinden: die Zeit des Erwachens ist spürbar im Frühjahr und die Zeit des Verwelkens im Herbst – jene sonst kaum mehr wahrgenommenen  Grenzzeiten der Tag- und Nachtgleichen. Auch im Tageslauf spüre ich diesen Rhythmus im Wechsel von Morgenrot und Abenddämmerung. Diese Jahresperioden und Zwielicht-Zeiten sind es aber, von denen uns die alten Mythen berichten, dass hier die Tore zur Anderswelt an verborgenen Plätzen noch offen stehen.


Manches Mal ist man vom Glück begünstigt und ich mache diese Waldwanderungen zu einer Zeit,  wenn bei Vollmond in der Abenddämmerung die sanften Brisen über die Baumwipfel streichen und die Luft von der Sonne noch warm ist und nach Rinde und Hochmoor riecht. Dann kann es sein, wenn man in der richtigen Gemütsverfassung ist, dass einem die Elben eine besondere Gnade gewähren und ich ihre Musik hören kann. Natürlich, in jedem Menschen klingt das anders, vielleicht mag es auch so erlebbar sein, wie Tolkien es in einem seiner frühesten Gedichte ausdrückte. Es ist ein Lied der Elben, die sich an ihre Heimat im Westen, an Kortirion, erinnern. Es trägt den (leider unvollständigen) Titel: Narquelion la … tu y aldalin Kortirionwen – „Herbst unter den Bäumen von Kortirion“. Die Musik der Elben wurde nie schöner beschrieben. Dort heißt es in der zweiten Strophe: 


“ … Du bist der innerste Bezirk der verlassenen Insel, wo noch die Einsamen Scharen weilen. Doch manchmal ziehen sie, unverzagt, langsam hintereinander mit klagenden Harmonien über Deine Pfade. Die heiligen Feen und unsterblichen Elben, die unter den Bäumen tanzen und einander vorsingen – ein sehnsuchtsvolles Lied von Dingen, die waren und noch sein könnten …“


Und wenn ich dann wieder auf dem Heimweg bin, mit Musik und Sehnsucht im Herzen und dem Wunsch, diese unendlich schöne Musik spielen zu können, gibt es nur eine Hoffnung und eine Möglichkeit: Es ist das Spiel der Harfe. Dann tauche ich (fast meditativ) in eine entrückte Welt … höre innerlich einen Klang … und wenn mir das Glück hold ist, taucht in meinem Geiste auch ein Bild eines Instrumentes auf, von dem dieser Klang kommt. Nun ist es an der Zeit, diese Harfe zu zeichnen.


Mein Traum, meine Vision und mein Beruf ist es, die klang-schönsten Harfen der Welt zu bauen . . .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert