Hier finden Sie: Diegallische Lyra – Teil 1″
Besaitung
Bei der Besaitung liegen naturgemäß die größten Rätsel. Hier nur einige Anmerkungen, wie weit sich dieser Fragenkomplex spannt: die Stimmhöhe; die Intervalle; wurden einzelne Töne gespielt oder Harmonien? Wurde nur zum Gesang eine Begleitung gespielt oder auch rein instrumental?
Hinzu kommt, dass das Musikempfinden der Menschen vor zweitausend Jahren ein anderes war. Hier sind die Hinweise zur Musik und ihr Verhältnis zum Menschen in der Bewußtseinsgeschichte aus geisteswissenschaftlicher Sicht sehr hilfreich (6; 7).
Meine langjährigen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet führten dazu, dass am ausgeführten Instrument der Ausgangston bei c = 128 Hz (bzw. c1 = 256 Hz) angesetzt wurde. Mit Hilfe eines extra dafür gebauten pythagoreischen Monochordes mit drei gleichgestimmten Saiten zum Einstellen verschiedener Tonarten und Intervalle (mittels verschiebbarer Stege) konnte die Lyra in eine pentatonische Quintentöne-Stimmung gebracht werden (3).
Dabei wurde vorausgesetzt, dass die alten Kulturvölker das c auf 128 Hz (das „Philosophen-C“ oder „Sonnenton“) intuitiv beim Stimmen „erwischten“. Fast mit Sicherheit ist anzunehmen, dass die Töne einer Lyra im Bereich der menschlichen Stimmlage angesiedelt wurden.
Die Stimmung des Instrumentes ist wie folgt:
f = | 170,7 Hz |
g = | 192 HZ |
b = | 229 Hz |
c1 = | 256 Hz |
d1 = | 288 Hz |
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass diese Töne bei Auswahl geeigneter Saiten eine nur sehr geringe, gleichmäßig verteilte Saitenzugkraft ergeben. Bei einem Gewicht der Lyra von nur 440 Gramm und filigraner Bauart ist eine gesamte Saitenzugkraft von nur etwa 120 N angemessen.
Man mag über diese Auswahl verschiedener Meinung sein, wünschenswert wäre, wenn weitere musikwissenschaftliche und verwandte Arbeiten mehr Licht in das Dunkel prähistorischer Saiteninstrumente Westeuropas bringen könnten.
Verwendete Literaturund Quellen:
1. L. Vorreiter: Die schönsten Musikinstrumente des Altertums, Verlag Das Musikinstrument, Frankfurt am Main, 1983
2. Amt der Salzburger Landesregierung, Kulturabt.: Katalog zur Salzburger Landesausstellung, Keltenmuseum Hallein, 1980
3. M. Renold: Von Intervallen, Tonleitern, Tönen und dem Kammerton c = 128 Hz, Verlag am Goetheanum, Dornach 1992
4. J. Markale: Die Druiden, Goldmann Verlag, München 1989
5. R. Van Royen und S. Van der Vegt: Asterix – die ganze Wahrheit, Beck Verlag, München 1998
6. R. Steiner: Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen, Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1991
7. F. Oberkogler: Tierkreis- und Planetenkräfte in der Musik, Novalis Verlag, Schaffhausen 1987
Dieser Artikel über den Bau einer gallo-keltischen Lyra ist ein leicht redigierter Bericht mit neuen Bildern, den ich für die Fachzeitschrift HARPA geschrieben habe.